Das Abenteuer von Baby Firefly
oder wie Prinzessin Silver Lightning und Prinz Endless Thunder auf wundersame Weise gerettet wurden...

(gewidmet meiner Freundin FeFu, Ostern 2004, mit Zeichnungen von Nicy)

 

Hallo Ihr Lieben,
wenn Ihr Euch ein wenig hinsetzen und mir zuhören wollt, dann werde ich Euch erzählen, was sich an einem hellen, wunderschönen Nachmittag in einem zauberhaften Land, das weit, weit hinter dem Regenbogen liegt, zugetragen hat…
Dort blühen die schönsten Blumen, in den prächtigsten Farben – und bunte Schmetterlinge tanzen in der warmen, süß duftenden Sommerluft! Es gibt dort einen Wasserfall und schöne, tiefblaue Seen, die zum Baden einladen… Die Vögel singen glücklich den ganzen Tag! Und es gibt dort noch etwas…
Ganz liebenswerte Wesen, ohne Arg und Scheu!
Es sind die kleinen Ponies, und über sie weiß ich viele Geschichten zu erzählen…. Wollt Ihr sie hören? Ja? Nun…. dann kommt herein, ich möchte Euch gerne von einem Babypony namens Baby Firefly berichten….

Wie an fast allen Tagen lachte auch heute die Sonne vom Himmel, und alles im Ponyparadies war in bester Ordnung… Posey war glücklich in Ihrem Garten unterwegs, und bestaunte mit Dancing Butterflies eine jede Ihrer schönen Blumen, die ihr Bestes zu geben schienen, um besonders schön und prächtig auszusehen… Über den Zaun des Gartens hinweg konnten die beiden die Babies sehen; sie genossen dort den warmen Sonnenschein, feierten Teeparty mit Ihren Puppen, tobten herum, spielten fangen, verstecken und noch vieles mehr…

So auch ein ganz besonderer Teil dieser kleinen Rasselbande, nämlich Baby Firefly, Baby Medley, Baby Gusty, Baby Moondancer, Baby Chief, die Zwillingesbabies Scribbles & Dabble, und natürlich auch noch Baby Powder und Baby Skyflier…
Diese Babies waren zumeist zusammen auf einem Haufen anzutreffen, denn es waren die besten Freunde!

Heute aber schien es Streit zu geben, denn die Babies ärgerten sich ein wenig über Baby Firefly, denn Baby Firefly hatte heute irgendwie ständig Glück! Ob es nun beim Wettrennen gewonnen hatte, oder ob es ein jedes der anderen Babies in Ihren Verstecken gefunden hatte – egal, was Baby Firefly heute auch anfing, es ging zu Ihren Gunsten aus! Und das kann dann doch schnell zu gewissen Unstimmigkeiten führen…

So auch in diesem Fall! Die anderen Babies hatten schon gar keine richtige Lust mehr, mit Baby Firefly zu spielen. „Du gewinnst doch eh wieder!“ meckerte Baby Chief, als Baby Firefly fragte, ob sie noch ein Wettrennen machen wollten….

„Ja, genau!“ stimmten Scribbles & Dabbles gleichzeitig zu! „So macht das einfach keinen Spaß!“ ließ Baby Medley vernehmen, und stapfte missmutig zu Ihrer Babydecke, warf sich darauf und fing an, gelangweilt auf einem Apfel herumzukauen…

Ein wenig enttäuscht blickte Baby Firefly von einem Ihrer Freunde zum anderen… aber es schien niemand mehr mit Ihr spielen zu wollen! „Was soll’s!“ dachte sie sich. „Es gibt ja noch genügend andere Babies, mit denen ich spielen kann!“ und trabte hocherhobenen Kopfes von dannen. „Da drüben sind ja Baby Applejack und die anderen – vielleicht kann ich ja da mitspielen!“ Gedacht – getan – und schon war der kleine Wirbelwind unterwegs!
Baby Firefly sah, wie Baby Applejack über die Wiese galoppierte, um einen Ball zu fangen, den Baby Glory geworfen hatte, und dachte bei sich: „Ui – den kriege ich!“ und rannte los! Sie taxierte genau, sprang – und fing den Ball mitten in der Luft!
Aber – oh Schreck – Baby Applejack, die nur einen plötzlichen Schatten über sich hatte auftauchen sehen, war so erschrocken, dass sie stolperte und schwer stürzte! Leicht benommen rappelte sie sich auf… „Oh, das wollte ich nicht!“ sagte Baby Firefly entschuldigend und wollte Baby Applejack den Ball geben. „Ich wollte nur…“
„Bist Du verrückt?“ fauchte da Baby Glory! „Was fällt Dir ein, hier rüber zu kommen und Baby Applejack zu schubsen!“
„…habe ich doch gar nicht, ich wollte doch nur…“ versuchte da Baby Firefly kleinlaut zu erklären.
„Ach, Papperlapapp!“ schimpfte da nun auch Baby Applejack los! „Das war Absicht, Du hast mir weh getan!“
Mit großen Augen blickte Baby Firefly von einem der Babies zum anderen… und es kamen immer mehr dazu, weil nun Baby Applejack auch noch zu weinen begonnen hatte. Und alle sahen so wütend und böse aus!
Jedes schimpfte mit Baby Firefly… und, um allem die Krone aufzusetzen, hörte sie plötzlich, wie eines der Babies sagte: „…ist ja auch kein Wunder – guckt sie Euch doch mal an! Wir alle haben schöne und nützliche Zeichen! Äpfel, Blumen, Gieskannen, Tiere – und was hat sie? BLITZE! Was ist das schon Tolles? Es macht Angst, kaputt und tut weh! Warum sollte also Baby Firefly anders sein?“

Das war zuviel! Laut aufweinend rannte Baby Firefly davon, ohne auch nur im Geringsten darauf zu achten, wohin sie lief… Sie lief und lief und lief, bis sie nicht mehr konnte. Dann ließ sie sich einfach ins hohe Gras fallen, vergrub den kleinen Kopf unter den Flügeln und weinte…

Irgendwann später – viel später, wie sich herausstellte, denn Baby Firefly musste vor Erschöpfung eingeschlafen sein – lugte sie vorsichtig unter Ihren Flügeln hervor. „W-w-wo bin ich?“ fragte sie sich mit einem ganz dünnen Stimmchen.
Nichts sah hier so aus, wie sie es kannte.
Hier war sie noch nie gewesen…
Mittlerweile war es wohl Abend geworden, denn über der Landschaft lag ein warmer, rot-goldener Schein. Die Bäume hier hatten eine sehr seltsame Form!

Das waren keine Bäume, wie sie sie kannte… ok, da waren schon BÄUME, riesige Bäume, die so groß waren, dass Baby Firefly den Kopf weit in den Nacken legen musste, wollte sie die Baumkronen sehen. Und selbst dann konnte sie die Wipfel über sich nur erahnen… „Da würde ich wohl einige Minuten brauchen, wenn ich um den Stamm laufen wollte!“ staunte sie bei sich.
Dann gab es da gaaaanz kleine, zierliche Bäume, die aber sehr seltsame Formen hatten! Manche waren geschwungen und liefen nach oben hin in kleinen Spitzen aus – wie Zuckerwatte! Andere waren kugelig, sahen aus, wie zu Bäumen gewordene Wolken… Wieder andere wirkten, als hätte jemand Lutscher mit dem Stiel nach unten in die Erde gebohrt.
Und alles glänzte – nein, schimmerte! – leicht rot-golden…
Vorsichtig stand Baby Firefly auf und streckte die müden Beine, dann trabte sie auf einen dieser seltsamen kleinen Bäume zu und schnupperte daran.
„Hatschi!“ musste sie niesen, und von dem Baum stob eine Wolke goldglitzernden Staubes auf!

Langsam lief Baby Firefly ein wenig herum, beguckte sich überall die seltsamen Pflanzen und Bäume, die hier wuchsen… und das wurde einfach nicht langweilig, kein Baum war wie der andere! Und am Boden, da wuchsen silberne Blumen mit Köpfen wie Sterne! Und goldene, deren Blüten wie kleine Sonnen aussahen…
Alles bewegte sich sacht in einer sanften Brise, die ganz süß und doch gleichzeitig würzig duftete.

Lange wanderte Baby Firefly so dahin, bis sie schließlich müde wurde. Da kam sie an einen großen, silbrigen See, der ruhig inmitten dieses Wunderwaldes lag.
Hier fand sie auch seltsame, kleine Früchte, die wie winzig kleine Äpfel aussahen. Und da sie solchen Hunger und Durst hatte, aß und trank Baby Firefly, bis sie sich schwer und satt fühlte, denn die Früchte schmeckten süß wie Honig, und das Wasser war so kristallklar, wie sie noch nie eines getrunken hatte. Dann kuschelte sie sich in eine kleine Mulde ein und schlief auch schon bald tief und fest.

…“…kein Wunder… seht nur… überall Blitze!... zerstört… macht kaputt… tut weh!...“ hallte es durch Baby Firefly’s Kopf. Mit einem jammernden Schrei erwachte sie – und musste feststellen, dass sie immer noch in diesem seltsamen Wald war – aber nun hatte die Nacht schon Einzug gehalten!

Erschrocken setzte sie sich auf, blickte sich um! Das rotgoldene Schimmern war vergangen, statt dessen leuchtete alles in sanftem silbrigen Blau…

Nichts war bedrohlich hier, aber zu sehr hallten die Stimmen der anderen Babies in Baby Firefly’s Kopf nach. Sie blickte auf Ihre Zeichen hinab, blaue Blitze, die im silbernen Dämmer kaum zu erkennen waren. „Sie haben recht. Ich habe schlechte Zeichen! Ich bringe sicher nur Unglück!“ und schon begann Baby Firefly bitterlichst zu weinen…

Als nach einer Weile die Tränen versiegten, hob sie den Kopf – und erschrak! Neben Ihr saß ein silbernes Pony mit großen, grausilbernen Schwingen, auf dessen Flanken sich undeutlich etwas zu bewegen schien! Auf der Stirn trug sie ein langes, schlankes Horn, darunter schimmerte sanft leuchtend ein blasser Halbmond, auf der linken Wange funkelte golden die Sonne, und sanfte, grau-goldene Augen betrachteten wissend und gütig das kleine Babypony.

Baby Firefly konnte erstmal nur mit großen Augen diese seltsame, magisch wirkende Erscheinung aufschauen, dann stotterte sie: „S-s-seid ge-g-grüßt! Verz-zeiht, f-falls-s ich Euch gestört h-haben s-s-sollte!“ und begann wieder zu weinen.
„Sh-sshhhh, aber-aber….“ ertönte eine sanfte Stimme, und Baby Firefly spürte, wie Ihr jemand sanft über die Mähne strich. „Weine doch nicht, Du hübsches Kind!“
Baby Firefly schluckte die Tränen hinunter, und sah mit verschmiertem Gesichtchen zu dem fremden, schönen Pony auf.
„Warum bist Du denn so weit fort von zu Hause, und warum grämst Du Dich so sehr, mein Kind?“ fragte das silberne Unipeg.

Da erzählte Baby Firefly Ihr alles, was geschehen war. Als sie mit Ihrer Geschichte endete, erwartete sie fest, nun von dem fremden Pony weggeschickt zu werden, damit sie nicht auch noch hier Unglück bringen könnte.

Doch zu Baby Firefly’s Erstaunen perlte sanftes, angenehmes Lachen von dem Unipeg zu Ihr herüber!

„Oh, nein… Du bringst doch kein Unglück! Und nur, weil Du mit der Macht der Blitze gezeichnet wurdest??? Nein… wirklich nicht…“ und dann kam das große Pony zu Baby Firefly herüber und legte sich neben sie, nahm das Kind tröstend unter Ihre großen Schwingen.

„Paß auf, laß mich Dir schnell eine Geschichte erzählen!“ Baby Firefly nickte erwartungsvoll.

„Es waren einmal vor langer Zeit eine schöne Prinzessin namens Silver Lightning und ein stolzer Prinz namens Endless Thunder; sie waren schon eine Weile miteinander verlobt, und endlich sollte eine große Hochzeit gefeiert werden.
Doch als Silver Lightning mit Ihren Zofen und vielen Wachponies als Begleitschutz auszog, um Ihren Prinzen zu ehelichen, da geschah Schlimmes im Lande…

Die böse Hexe Findiriell wollte den Prinzen für sich, und sollte Ihr das nicht gelingen, dann sollte ihn niemand haben! Und so ersann sie einen heimtückischen Plan… Sie entführte die Schwester des Prinzen – Starry Clouds – und zwang Ihn so, Ihr in die dunklen Einöden zu folgen…
Dabei legte Sie überall Fallen aus, um so den Prinzen zu Fall zu bringen, denn die dunklen Einöden trugen Ihren Namen nicht umsonst!

Nicht ein Sonnenstrahl hatte seit Jahrzehnten dort den Boden berührt!!!
Endless Thunder stellte sich tapfer der Aufgabe, denn wenn er es nicht schaffen sollte, seine Schwester binnen 24 Stunden zu retten, so wollte Findiriell diese dem Unersättlichen, einem schrecklichen Dämonenfürsten, opfern!
Prinzessin Silver Lightning traf gerade rechtzeitig am Schloß von Prinz Endless Thunder ein, um zu erfahren, was geschehen war und den Prinzen noch in der Ferne entschwinden zu sehen! Allen Warnungen zum Trotz folgte sie Ihm!
Prinz Endless Thunder’s Fahrt drohte von Haus aus, fehlzuschlagen, denn seine einzige Möglichkeit, den Fallen am Boden zu entgehen, wären seine Schwingen gewesen! Doch in dieser mond- und sternenlosen Finsternis konnte er nicht fliegen! Also wählte er den todbringenden Weg, der mitten in das schwarze, verderbte Herz der dunklen Einöde führte…
Prinzessin Silver Lightning lief so schnell sie nur konnte, doch Ihn einzuholen war unmöglich! Dafür war es zu spät, die Pfade zu den dunklen Einöden waren durch die böse Zaubermacht der Hexe wieder verborgen.
Verzweifelt erklomm sie nun den höchsten Berg am Rande der dunklen Einöde, und sang dort ein trauriges Lied, um von Ihrem geliebten Prinzen Abschied zu nehmen… Ihre silbrigen Tränen fielen zu Boden und netzten den alten, verwitterten Fels; das Lied war so bittersüß und verzweifelt, so wunderschön, dass sie damit den Geist des Berges erweckte.
So bildete sich im Felsen neben Ihr ein uraltes, von Rissen durchzogenes Gesicht und der Geist fragte sie: „Holde Prinzessin, was macht Euch so traurig, dass es selbst das Herz eines Berges zu erwecken vermag?“ und da klagte sie Ihm Ihr Leid.
Da runzelte der Fels die Stirn und meinte: „Seid Ihr nicht ein Einhorn, dass magische Kräfte in sich trägt? Und tragt Ihr nicht auch den Segen der Blitze mit Euch?“
Beide Fragen bejahte die Prinzessin.
„Nun, dann setzt Eure Magie ein! Nehmt die Kraft Eurer Liebe aus Eurem Herzen und lasst Eure Magie wirken – dann wird sich das Richtige schon finden!“ und mit diesen Worten wurde der Fels wieder zu dem, was er gewesen war: ein alter, verwitterter Stein!

Erstaunt betrachtete die Prinzessin den Felsen, dann schwang sie herum, galoppierte mit fliegenden Hufen zum Rande des Plateaus, um in Richtung der dunklen Einöden blicken zu können! Dort stieg sie auf die Hinterbeine und schrie Ihre Liebe, Ihren Schmerz und Ihre Angst in die tintige Dunkelheit hinaus und flehte dabei aus ganzem Herzen die Götter an, sie möchten doch Gnade zeigen und Ihre Liebe, Ihre Kraft, Ihre Magie durch die Dunkelheit zu Ihrem Prinzen tragen!

Und da geschah das Wunder… Aus dem Nichts heraus bildete sich ein gigantischer Gewittersturm – Prinzessin Silver Lightnings Horn begann zu Leuchten, dann lösten sich daraus unzählige Blitze, die direkt in die schwarzen, dräuenden Gewitterwolken schossen und von diesen aufgesogen wurden! Dann sank die Prinzessin zu Boden und blieb dort wie tot liegen…

Der Gewittersturm derweil zog allen Naturgesetzen zum Trotz über die dunklen Einöden und erleuchtete so Prinz Endless Thunder den ganzen Weg bis zum Turm der bösen Hexe, so dass er allen tödlichen Fallen entgehen und seine Schwester erretten und auch unversehrt wieder nach Hause bringen konnte; auch vernichteten die Blitze den Turm und jagten sowohl die böse Hexe als auch den Unersättlichen an den Rand der bekannten Welt.

Kaum war der Prinz mit seiner Schwester wieder nach Hause zurückgekehrt, da erfuhr er, dass Prinzessin Silver Lightning in der Zwischenzeit angekommen sei, ihm aber nachgejagt war.
Sofort machte der Prinz kehrt und stand bald darauf am Fuße des Berges, am Eingang zu den dunklen Einöden.
Gerade, als er wieder dort hinab steigen wollte, geschah Seltsames…

Ein Wesen, das aus Stein zu bestehen schien, trat an Ihn heran und teilte Ihm mit, dass auf dem Gipfel des Berges eine Prinzessin liegen würde, die in einen tiefen Zauberschlaf gefallen sei, als sie alle Ihr innewohnende Magie dazu genutzt hatte, um denjenigen zu retten, den sie über alles liebte!
Da hielt nichts mehr den Prinzen zurück, er erstürmte den Gipfel so schnell er nur konnte! Und da lag sie… Wunderschön, wie schlafend…. Und kalt wie Eis, hart wie Stein…
Prinz Endless Thunder war fassungslos. Da hatte er mit Ihrer Hilfe der bösen Hexe getrotzt – und nun sollte es so enden?
Neben der Prinzessin brach er zusammen, wollte nicht mehr essen, nicht mehr trinken – nicht mehr leben…
Nachdem er so viele Tage lang neben Ihrem leblosen Körper gewacht hatte, stand plötzlich das Steinwesen wieder neben Ihm, fragte Ihn, was er geben würde, um Ihr zu helfen.
Da blickte der Prinz Ihn nur müde an und meinte: „Alles. Ich würde Alles geben, so, wie Sie das auch selbstlos für mich getan hat…“
Da bat das Steinwesen den Prinzen, er möge Ihm mit seiner Magie helfen, und so würde dann der Geist des Berges alles in seiner Macht stehende tun, um wiederum der Prinzessin und dem Prinzen zu helfen.
Müde raffte sich der Prinz auf, sagte aber von ganzem Herzen dem Steinwicht seine Hilfe zu.

Er folgte Ihm bis zu einer tiefen Schlucht an der Seite des Berges. Dort befand sich ein gigantischer See, der sich aufgestaut hatte, weil sich wohl vor Unzeiten eine Seite des Berges gelöst und so einen großen Fluß gestaut hatte. Das Wasser im See war wild und schäumte wütend gegen die Felsen, fraß sich tiefer und tiefer in den Berg, der ächzend seinen Schmerz darüber verkündete.
„Wenn Ihr mit Eurer Kraft vermögt, einen Teil der Felsen zu lösen, die den See stauen, dann werdet Ihr mir Erleichterung verschaffen“ sprach das Steinwesen… „dann werde ich alles tun, um Eure Prinzessin zu erwecken!“
Endless Thunder betrachtete stirnrunzelnd die Felsen und die tosenden Wassermassen… er war mittlerweile sehr müde und erschöpft, aber wenn es Ihm gelingen würde, diesen einen Stein dort drüben zu lösen, dann…

So erhob er sich in die Lüfte, flog zu dem Stein, den er als Schwachpunkt ausgemacht hatte, und bat die Götter um Hilfe… nicht für Ihn, sondern dafür, dass seine tapfere Prinzessin wieder zum Leben erwachen dürfte, auch wenn er selbst dafür sein Leben geben müsste…

Da entfachte er plötzlich mit seinen Schwingen einen so starken Wirbelsturm, dass die Steine davonflogen, als hätte ein Riese sie geworfen! Wasser brach mit unglaublicher Wucht und Gewalt in die so geschaffene Schneise, und es erklang ein endloses Donnern, als die Wassermassen zu Tal stürzten!
Von der Wucht des schäumenden Wassers beiseite geworfen prallte der Prinz gegen die Felswände und blieb reglos liegen…
Der Steinwicht aber blieb stehen und betrachtete lange tief in Gedanken versunken das um Ihn herrschende Chaos… als der See sich um mehr als die Hälfte verringert hatte und stark zerfressene Bergflanken freilegte, zeichnete sich so etwas wie Erleichterung in dem verwittertem Gesicht ab.
Da drehte er sich um, hob den Prinzen auf und trug ihn davon, so, als sei er leicht wie eine Feder.
Er stieg mit Ihm stetig die Felshänge empor, bis er wieder auf dem Plateau ankam, auf dem die Prinzessin Silver Lightning in tiefem Zauberschlaf ruhte.
Dorthin legte er den Prinzen, beide ganz nah aneinander, so dass sich Ihre Nasen berühren konnten.
Dann betrachtete er die beiden reglosen Gestalten, und dankte Ihnen in der Art der Steine; mittels eines uralten Zaubers verwandelte er beide in reinstes Alabaster, dann wurde auch er wieder zu Stein und hielt neben Ihnen Wacht…
…viele hundert Jahre ruhten Sie nun dort. Der Prinz, die Prinzessin und Ihr steinerner Wächter. Weder Wind noch Sonne, Sturm noch Blitz vermochten Ihnen etwas anzuhaben. Viele besuchten sie dort oben, brachten Blumen und Geschenke…
Und dann, eines Tages…“

Das Unipeg hielt in der Geschichte inne.

Baby Firefly hing gebannt an Ihren Lippen! „Und?“ fragte sie aufgeregt! „Wie geht es weiter?“ Vor Aufregung rutschte sie hin und her!
Das silberne Pony lächelte milde und meinte nur: „Komm, komm mit mir, und ich werde es Dir zeigen!“

Die Sonne ging gerade auf, das Silber versiegte immer mehr und statt dessen fingen wieder an, rotgoldene Farbtöne zu überwiegen.

Nun konnte Baby Firefly auch erkennen, dass das fremde Pony auf den Flanken kein normales Zeichen, sondern sich bewegende Bilder trug… Einen wunderschönen Baum in einer atemberaubenden Landschaft, der gerade erst ein kleiner Schössling war, und dann – im steten Wechsel der Jahreszeiten, von Schmetterlingen im Frühling bis zum tiefsten Schneesturm – immer wieder zu einem gigantischen Baum heranwuchs, um wieder als Schössling von Neuem zu beginnen!
Da wurde es Baby Firefly erst richtig bewusst, dass das Unipeg etwas ganz Besonderes sein musste, und mit staunendem Blick folgte sie dem großen Pony vertrauensvoll… „Wie nennt man Dich?“ fragte sie neugierig.
Und lächelnd antwortete das Unipeg: „Ich habe viele Namen… Manche nennen mich Gaia, wieder andere einfach die Ewige oder auch nur die große Mutter. Aber Du darfst mich Mystique nennen!“

…Und so stiegen sie aus einem tiefen Tal auf. Schön langsam blieben die gigantischen Bäume hinter Ihnen zurück und glänzten irgendwann golden und ganz klein hinter Ihnen.
Baby Firefly konnte mittlerweile erkennen, dass sie aus einer großen Mulde zwischen zwei Bergen einen sehr hohen Gipfel erklommen.
Viel später, als Baby Firefly schon ziemlich erschöpft war, erreichten sie ein hohes Felsplateau mit einem großen, stehenden Stein. Dorthin führte Mystique sie.
Japsend ließ sich Baby Firefly in den Schatten des Steines fallen. Die Sonne stand schon hoch am Himmel. Leise lächelnd legte sich auch Mystique neben sie in den Schatten. „Da!“ sagte sie. „Iß und trink das, dann wirst Du Dich gleich wie erfrischt fühlen!“ und mit diesen Worten reichte sie Baby Firefly verschiedene der winzigen Früchte, die sie schon am Vorabend gekostet hatte und ließ mit Ihrem Horn auf wundersame Weise in einer Vertiefung im Fels ein wenig des Wassers aus dem verwunschenen See erscheinen.
Dankbar nahm Baby Firefly das Angebot an – und im Nu fühlte sie sich erfrischt und zu neuen Abenteuern bereit!

„Mystique – was wolltest Du mir denn nun zeigen?“ fragte sie. „Kannst Du Dir das nicht denken?“ fragte Mystique zurück. Und mit einem leichten Neigen des edlen Kopfes wies sie Baby Firefly in Richtung des stehenden Steines…

Baby Firefly’s Augen wurden groß und rund vor Überraschung… „D-du meinst, d-das ist DER stehende S-stein aus Deiner Erzählung?“ fragte sie kurzatmig.

Mystique nickte nur.

Vorsichtig und behutsam schlich sich Baby Firefly um den stehenden Stein herum, und versuchte einen Blick auf das zu erhaschen, was der Stein da behütete.

Sie fand zwei Ponies vor, die liebevoll aneinandergekuschelt, wie schlafend, da lagen… Seine Schwingen bedeckten schützend Ihren Rücken, die Nasen hatten sie zärtlich aneinander gesteckt… Schritt für Schritt kam Baby Firefly näher und betrachtete sich die beiden genau. Der Prinz war von stattlicher Statur, und sein Zeichen stellten Gewitterwolken mit einem daraus hervorschießenden Blitz dar. Die Prinzessin war viel zierlicher, mit langen, feinen, silbrig-weißen Haaren und einem schlanken Horn auf dem zarten Kopf, die Augen mit den langen Wimpern waren geschlossen. Ihre Flanken waren mit drei silbernen Blitzen – denen von Baby Firefly und Ihrer Mutter sehr ähnlich! – gezeichnet.

Andächtig betrachtete Baby Firefly die Schlafenden. Da bemerkte Sie, dass mittlerweile Mystique ebenfalls um den stehenden Stein herumgekommen war und nun neben Ihr stand.

„Mystique?“ fragend blickte Baby Firefly zu Ihr auf. Sie wagte es kaum zu fragen, konnte aber nicht mehr länger an sich halten. „Wie geht die Geschichte weiter?“

Mystique neigte den Kopf und stupste Baby Firefly vorsichtig in Richtung des königlichen Paares. „Nun…“ begann sie. „Die Legende besagt, dass eines Tages ein Pony geboren würde, dass die Macht von Blitz und Sturm in sich vereint – und dass es die beiden Verwunschenen mit einem Kuß zum Leben erwecken würde!“

Ungläubig starrte Baby Firefly Mystique an. “Aber... aber... Aber Blitze zerstören! Sie machen alles kaputt, sie bringen Unglück… ICH bringe Unglück!“

Mystique seufzte leise und fragte dann sanft: „Hast Du denn gar nicht aufgepasst, was ich Dir erzählt habe?“

„D-doch, schon…“ schniefte Baby Firefly.

Mystique sah sie nur an. Da dämmerte es dem Baby. „Du meinst… weil… also, Prinzessin Silver Lightning hatte Blitze als Zeichen, und sie hat aber etwas Gutes getan… und… und… mit Blitzen, da kann man zum Beispiel den Weg erleuchten… Also sind Blitze nicht nur etwas Schlechtes?“ hoffnungsvoll sah sie zu Mystique auf.

Deren grau-goldene Augen, in deren Tiefen Sterne zu funkeln schienen, strahlten sie sanft an. Bestätigend nickte das große Unipeg.

Tief holte Baby Firefly Luft. Irgendwo in Ihrem Inneren schien sich etwas wieder an den rechten Platz zu fügen. „Na, wenn das so ist, dann werde ich mit der Magie, die zu mir gehört, versuchen, den beiden zu helfen!“

Gesagt, getan! Entschlossen ging Baby Firefly zu den beiden Schlafenden Ponies und küsste erst die Prinzessin und dann den Prinzen vorsichtig auf die Stirn!

Dann trat sie ein wenig zurück und schaute erwartungsvoll, ob denn nun etwas geschehen würde…

Gerade, als sie sich enttäuscht zu Mystique umwenden wollte – da geschah tatsächlich etwas! Mit einem ohrenbetäubenden Bersten sprang die dünne Gesteinsschicht entzwei, die Prinz und Prinzessin bedeckt hatte! Helles, vielfarbiges Leuchten drang aus allen Rissen, so hell, dass Baby Firefly mit einem Flügel Ihre Augen bedecken musste…

Und plötzlich ließ das Leuchten nach… Baby Firefly blinzelte vorsichtig zwischen Ihren Flügelfedern hervor und konnte es kaum fassen! Vor Ihr fingen die beiden liegenden Gestalten langsam an, sich zu regen! Anmutig erhob sich Prinzessin Silver Lightning, und neben Ihr schüttelte Prinz Endless Thunder seine Mähne, und sprang dann auf die Hufe. Hinter Ihnen erhob sich der stehende Stein, seufzte tief und meinte dann: „Oh, ich muß bei meiner Fürbitte an die Götter ein wenig eingeschlafen sein. Habt dank Herrin – (damit wandte er sich an Mystique) – dass Ihr meinem Ruf gefolgt seid und Euch um die Errettung dieser edlen Ponies bemüht habt.“
Er verneigte sich vor dem königlichen Paar und bedankte sich dort ebenfalls, wurde wieder zu Stein und blieb dort als Erinnerung an das Geschehene für Immer und Ewig stehen…

Prinz und Prinzessin beschnupperten sich überglücklich und umarmten sich. Dann wandten sie sich Mystique und Baby Firefly zu.

„Wer auch immer Ihr sein mögt, fremde Herrin, und auch Ihr, kleines Pony – habt dank für unsere Rettung!“ und beide beugten vor Mystique und Baby Firefly die Knie und senkten die Köpfe gen Boden.

„Erhebt Euch, Ihr Edlen… Eure Rettung verdankt Ihr ganz allein der Zeit und der Hilfe dieses Babyponies, das die Macht von Blitz und Donnersturm in sich vereint.“

Baby Firefly war ganz verlegen, doch die Prinzessin lächelte sie an und kam ein wenig näher. Dann neigte sie den edlen Kopf und berührte mit Ihrem Horn Baby Firefly’s Stirn. Da wurde alles warm und kribbelig in Ihr, vor allem Ihre Zeichen kitzelten sie!

„Vielen Dank für Deine Hilfe – und mögest Du für Immer die Kraft des Blitzes in Dir spüren!“ sprach die Prinzessin; dann trat der Prinz heran, und auch er berührte mit der Spitze seiner Schwingen Ihre Stirn. Wieder kribbelte sie alles!

„Auch ich möchte mich für Deine edelmütige Hilfe bedanken – möge Dich die Macht des Donnersturms auf Ewig begleiten!“

Und dann kam noch Mystique zu Ihr, sah Ihr nochmal tief in die Augen und sprach: „Mögest Du von nun an Immer das Wissen in Deinem Herzen tragen, dass alle Dinge sowohl Liebe als auch Zerstörung in sich vereinen; nur, weil Deine Zeichen Blitze sind, heißt das noch lange nicht, dass Du diese Macht zu etwas Bösem nutzen musst. Und nun – liebes Baby Firefly – geh… Deine Freunde und Deine Mutter suchen schon verzweifelt nach Dir!“ und mit diesen Worten berührte Mystique ebenfalls mit Ihrem Horn Baby Firefly’s Stirn, und alles um sie herum verschwamm…

…leicht benommen schüttelte Baby Firefly den Kopf. Es war stockfinster, nur ein paar einsame Sterne funkelten am rabenschwarzen Himmel. Wo war sie? Was war nur geschehen? Hatte sie das alles etwa nur geträumt? Verwirrt blickte sie sich um… Sie hörte Stimmen, die immer näher kamen… Sie riefen… sie riefen immer wieder, ein und dasselbe Wort… nein, das war kein Wort, das war ein Name! Ihr Name! „Baby Firefly!“ schallte es… „Baby Firefly – wo bist Du?“ klang es verzweifelt zu Ihr herüber.

„Hier bin ich!“ rief sie, doch die anderen schienen sie nicht zu hören… die Stimmen entfernten sich wieder von Ihr…

Da bekam sie Angst – was sollte sie nur tun? Wie sollte sie auf sich aufmerksam machen? Während sie in Panik zu entscheiden suchte, sah sie plötzlich Mystiques Gesicht vor sich, hörte Ihre ruhige Stimme, die Ihr sagte, sie solle an sich glauben… dann wirbelten Prinz Endless Thunder und Prinzessin Silver Lightning an Ihrem inneren Augen vorbei, die Ihr beide wünschten, sie möge für immer eins mit Blitz und Donnersturm sein…

Baby Firefly sprang urplötzlich auf, hob den Kopf gen Himmel und rief die Blitze zu sich! Sie bat sie, Ihr zu helfen, Ihr den Weg zu erleuchten, so dass Sie zu Ihren Freunden und zu Ihrer Mutter finden konnte!

Und urplötzlich wurde die finstere Nacht von gleißenden Blitzen erhellt, die aber eben nichts anderes taten, als für Baby Firefly die Nacht zum Tag zu machen, so dass sie gefahrlos den Weg in die Arme Ihrer wartenden Mutter finden konnte…

Nach der glücklichen Wiedervereinigung blieb auch weiterhin ein Wetterleuchten am Himmel, so dass sie alle ohne Weiteres nach Hause ins Tal der Ponies zurückfinden konnten, wo Baby Firefly immer und immer wieder Ihre abenteuerliche Geschichte erzählen musste!

Und – so es denn irgendwelche Zweifler an dieser Erzählung gegeben hätte – sie mussten nur alle auf Baby Firefly’s Zeichen blicken, um verwundert eines Besseren belehrt zu werden… denn seit dem Dank des königlichen Paares hatte sie nun GLITZERNDE Zeichen – sie sprühten richtig funkelnd blau, so als wären sie mit echter Energie aufgeladen…

Und nie mehr hat irgendeines der anderen Ponies Baby Firefly wegen Ihrer Zeichen aufgezogen…

So, das war nun für dieses Mal meine Geschichte, auch wenn es sicher noch mehr gegeben hätte, das erzählenswert gewesen wäre…
Wenn Sie Euch gefallen hat, dann kommt doch mal wieder bei Luna vorbei – vielleicht gibt es dann ja andere Abenteuer der kleinen Rasselbande, über die ich Euch gerne berichten werde…

ENDE

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