Der Katzendetektiv

Hallo… Mein Name ist Felix… Felix the Shadow. Vielleicht habt Ihr schon mal von mir gehört. Ich bin ein Detektiv – manche sagen, ich sei der Beste.
Vor einiger Zeit allerdings hatte ich einen Fall – Junge… er bedeutete das Ende meiner Karriere… und vor allem war es das Ende meines – aber lassen wir das, man soll ja schließlich nicht mit dem Ende einer Geschichte beginnen…

Ich saß also an einem nasskalten Novembertag mit meinem Dosenöffner in seinem Büro. Seine Kundschaft blieb – wie meistens – aus, doch plötzlich stieg mir gar ein betörender Duft in die Nase, und dann kam zum Katzentürchen die schönste Lady hereingeschnurrt, die ich je in meinem Leben gesehen habe… und glaubt mir, ich hab schon verdammt viel gesehen!

Da kam sie also an… langbeinig, mit langem, blauschwarzen, seidig weichen Fell und den schönsten goldenen Augen, die man sich vorstellen kann… Und einem Halsband, an dem ein mehrkarätiger Klunker baumelte.

Ich konnte es gerade noch verhindern, durch die Zähne zu pfeiffen. Das wäre reichlich fehl am Platz gewesen.

„Womit kann ich Ihnen behilflich sein, Lady?“ fragte ich Sie daher einfach. Doch auf eine Antwort musste ich erstmal warten, denn zuerst nahm Sie das Büro meines Dosenöffners genau in Augenschein, bevor sich diese anbetungswürdigen Augen mir zuwandten.

„Sie müssen Shadow sein“ sagte sie sanft und blickte mir ruhig und tief in die Augen – und ich versank in den Ihren wie in einem tiefen See, der gefüllt war mit reinstem Gold…. Nur schwerlich gelang es mir, meinen Blick von dem Ihren zu lösen und heiser maunzte ich: „Ja, das bin ich. Worum geht es?“

„Mein Name ist Tabitha. Ich brauche Ihre Hilfe… meine Herrin wird von einem Wüstling bedroht – letzte Woche gar wurde unser Wachhund (((bei diesen Worten stellten sich mir unwillkürlich die Nackenhaare auf und ein leises Fauchen entfuhr mir))) vergiftet! Und nun…“ – Tränen drohten Ihre Stimme zu ersticken – „…nun wurden meine Kätzchen entführt. DAMIT will diese rohe Mensch meine Herrin dazu zwingen, ihn…“ nun wurde Ihre sanfte Stimme zu einem Flüstern „…zu heiraten! Ist das nicht schrecklich?“

In der Tat – das war es! Vor mir diese wunderschöne Kätzin, die einer Göttin glich, in den Ohren Ihr leises Schluchzen – und um meinen sonst so rationalen Katerverstand war es geschehen!

„Nun, Lady Tabitha – was ist denn genau geschehen?“ fragte ich und lauschte dann aufmerksam Ihren Ausführungen. Scheinbar war die Besitzerin dieser Schönheit eine sehr einflussreiche junge Dame aus gehobenen Verhältnissen, die das Problem hatte, dass ein zwielichtiger Mann mit allen Mitteln versuchte, Sie zur Ehe zu zwingen, um damit seine Spielsucht und andere Laster finanzieren zu können. Es gab wohl auch ein Schreiben, in dem er ihr genauestens darlegte, was er von Ihr erwartete und was er – wenn Sie dem nicht nachkäme – mit Ihren Kätzchen tun würde. Sie solle sich nur an Arthur, Ihren Hund erinnern…

Vor Wut wollte ich mit den Zähnen knirschen, doch ich riss mich zusammen!

Alleine würde ich der Situation nicht Herr werden, das wusste ich – doch das musste ich der Lady ja nicht auf die hübsche Nase binden. Ich musste es also geschickt anstellen, so dass mir mein Dosenöffner unbewusst zu Hilfe eilen würde… und genau da kam der Brief ins Spiel…

Ich erläuterte also Lady Tabitha teilweise meinen Plan, dann folgte ich Ihr nach Hause. Dort wartete ich anstandshalber vor der Tür und konnte drinnen eine sanfte Stimme hören, die die Lady erleichtert begrüßte… scheinbar hatte Ihre Herrin angenommen, nun sei auch noch Tabitha entführt worden… Mit einem Satz sprang ich auf den Fenstersims, um beobachten zu können, was drinnen geschah. Dort sah ich eine für einen Dosenöffner sehr gut aussehende junge Frau, elegant gekleidet, die schon mit einem fast verzweifelten Gesichtsausdruck Tabitha in den Armen hielt. Man sah Ihr an, dass Sie wohl soeben noch geweint hatte. Im teuer eingerichteten Wohnzimmer konnte ich einen leeren Katzenkorb sehen und verwaistes Katzenspielzeug, das überall herumlag… Kalte Wut verkrampfte mir mein Herz.
Da gelang es Tabitha endlich, sich von Ihrer Herrin zu lösen. Sie rieb nocheinmal das Köpfchen gegen die Wange der Frau, dann sprang Sie elegant herab und lief die Treppen nach oben… Ich also auch schnurstracks über die Brüstung – und dann mit einem gezielten Sprung an den Baum und hinauf!

Nun konnte ich beobachten, wie Sie in einen Raum lief, der definitiv das Büro sein musste. Dort suchte sie kurz, dann sprang sie auf ein Tischchen und zog mit den Zähnen einen Brief herunter. Mit diesem zwischen den Zähnen schlich Sie sich die Treppen nach unten und kam mir durch das Katzentürchen entgegen.

„Hier – das ist der schreckliche Brief!“ sagte sie zu mir und ließ den Brief fallen. Ich blickte darauf; in einer groben, leicht wackligen Handschrift (so, als wäre der Schreiber betrunken gewesen) stand die Adresse von Tabithas Herrin. Ich nickte zufrieden – denn das war der Wegweiser für meinen Dosenöffner!

„Und wie wollen Sie nun weiter vorgehen?“ fragte mich Tabitha. „Das lassen Sie mal meine Sorge sein, Lady. Sie könnten mir nur noch in einem Punkt helfen.“
„Und das wäre?“ wollte Sie wissen.
„Wenn mein Dosenöffner bei Ihnen vor der Tür stehen sollte und helfen will, dann wird Ihre Herrin misstrauisch sein. Bitte laufen Sie zu ihm hin und schmiegen Sie sich an ihn, tun Sie alles, damit Ihre Herrin merkt, dass es sich um einen netten, hilfsbereiten Menschen handelt…“
Sie nickte. Nur schwer gelang es mir, mich von diesen Augen zu lösen… ach, verdammt! Diese Augen!!!! Ich schnappte mir den Brief und trollte mich.

Bei meinem Herrn angekommen sprang ich einfach mit dem Brief im Maul mitten auf den Tisch, vor seine Nase – mitten in die Formulare, die er gerade ausfüllen wollte!

Erschrocken schrie er auf. „Felix! Was ist denn in Dich gefahren! Was… was hast Du da im Maul?“ Sofort lies ich den Brief fallen. Er nahm ihn auf, öffnete ihn – und während er ihn las begann er geistesabwesend, mich zu streicheln… Streicheln… Das ist immer so eine Sache… einerseits liebe ich es, gestreichelt zu werden – andererseits hasse ich es, da ich immer sofort, wie ein aufgezogenes Spielzeug, zu schnurren beginne… aber… ach, was solls…. Nur dieses eine Mal…. *schnurrrrrrr*

Doch diese kurze Phase der Entspannung war leider viel zu schnell vorbei, denn mein Dosenöffner sprang auf und fluchte! Mit einem erschrockenen, halb gefauchten Mauuuuuuuuuuu sprang ich vom Tisch. So schnell hatte ich meinen Herrn auch noch nie alles zusammenpacken sehen, ich hatte richtig Mühe, ihm hinterher zu kommen und mit ins Auto zu schlüpfen!
Und natürlich ging es – wie ich es mir gedacht hatte – sofort zu Lady Tabitha und Ihrer Herrin. Er ist eben doch ziemlich berechenbar, mein Dosenöffner…

Tabitha war einfach wundervoll. Sie machte alles, worum ich sie gebeten hatte… und sie brach damit doch tatsächlich das Eis zwischen meinem Besitzer und Ihrer Herrin. Als das Gespräch auf die entführten Kätzchen kam maunzte Tabitha so herzergreifend, dass ich fast mit eingestimmt hätte…

Und so gelang es meinem Herrn, diesen wüsten Erpresser ausfindig zu machen. Er übergab das Schreiben an die Bullen, war mit anwesend, als diese in die Wohnung des schmierigen Kerls eindrang und konnte von dort die drei süßen Kätzchen – alle hatten sie die Augen Ihrer Mutter – retten.

Und damit? Ja… damit sind wir auch schon am Ende meiner Geschichte angelangt… Herrin und Katzenlady waren mit uns beiden so zufrieden, dass wir bleiben durften… für immer… Ja, denn dieser Fall bedeutete für mich und für meinen Dosenöffner das Ende unserer Junggesellenkarrieren… Ich bin mittlerweile stolzer Vater einiger Kätzchen – und mein Herr ist gesellschaftlich aufgestiegen. Und das Detektiv-sein haben wir beide mehr oder weniger an den Nagel gehängt… aber wer weiß? Vielleicht gibt es ja wiedereinmal etwas zu erzählen… ;)

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